Als ich mit meiner neuen Lebenspartnerin eines Tages Pläne machte und ihr sagte, wenn ich Rentner bin, möchte ich einmal eine Garteneisenbahn haben, antwortete sie mir: „Warum nicht jetzt schon? Wer weiß, ob du das später noch bauen kannst.“ So wurde also der Entschluss gefasst, wir bauen eine Gartenbahn.
Jetzt kam uns noch ein Zufall zu Hilfe. Da viele Bekannte von meiner Modellbahnleidenschaft wussten, fragte man mich eines Tages, ob ich eine Gartenbahnanlage übernehmen würde. Sie war in einem Garten in Remda auf imprägnierten Holzunterbauten aufgebaut und musste aus Umzugsgründen vom Vorbesitzer aufgegeben werden. Schnell wurden wir uns handelseinig und schon bald fuhren wir mit einem Kofferraum voller Gleise, einem Trafo, Stützen und Holzbretter nach Pößneck zurück. Der nächste Schritt führte uns sogleich zu unserer ortsansässigen Modellbahnhändlerin und zum Glück konnte auch gleich eine Startpackung erworben werden. Es war eine Toy- Train- Anlage mit dem „Otto“ und drei Güterwagen. Von Beginn an war es nämlich nicht mein Anspruch, eine richtige Modellbahnanlage im Garten zu bauen. Ich wollte einfach eine automatisch fahrende Anlage haben, die von der Straße aus sichtbar sein sollte um auch den Passanten eine schöne abwechslungsreiche Ansicht bieten zu können. Für den Vorbildmodellbau hatte ich ja noch meine GMWE-Anlage im Hobbyraum.
So, nun war der Grundstein gelegt und die Planung begann. Was heißt eigentlich Planung? Alle Gleise kamen in den Garten und es wurde eine Strecke zusammengesteckt. Ein, zwei Korrekturen und der Verlauf war klar. Nachdem noch einige Gleisstücke nachgekauft wurden, war alles bereit für den ersten Aufbau. Die Technologie des Vorbesitzers wollten wir wieder nutzen und haben also den Unterbau aus den imprägnierten Holzbrettern, aufgeschraubt auf in den Boden geschlagene Holzpflöcke, erstellt. Darauf wurden die Gleise geschraubt. Fehlende Trassenstücke (vor allem die Bahnhofsteile) baute ich aus Siebdruckplatten.
Gebäude wurden von meiner Liebsten gebaut.
Die Gebäude stehen noch heute auf gestalteten Siebdruckplatten, damit sie zum Rasenmähen weggenommen werden können.
Von Beginn an wollte ich eine möglichst umfangreiche Beleuchtung der Anlage realisieren. So bekam jedes Haus eine E10-Lampenfassung und wenn möglich auch eine Straßenlampe.
Damit ergibt sich ein stimmiges Bild der Anlage, wird diese Beleuchtung doch ganzjährig in den Abendstunden eingeschaltet, auch wenn kein Fahrbetrieb läuft. Besonders bei Schnee ist ein herrliches Bild garantiert.
Bei der Verdrahtung der Gleisstücke habe ich einen etwas aufwendigen Weg beschritten. Da bedingt durch die gebraucht erworbenen Gleise vor allem kurze Exemplare auf der Trasse liegen, wollte ich trotzdem eine möglichst perfekte Stromversorgung haben. Deshalb gibt es bei mir jeweils einen beiderseitig der Schwellen verlaufenden Draht mit einem Querschnitt von 1,5mm, der an jedes Gleisstück mit Hilfe von Messing-Lötösen und 2mm-Schrauben angeschlossen ist. Die Lötstellen sind mit Silikon abgedichtet und diese Konstruktion bildet bis heute eine zuverlässige Stromversorgung der gesamten Anlage. Anfangs erfolgte die Bedienung der Anlage über eine Fernsteuerung, mit der es mir möglich war, Weichen zu stellen, Gleisabschnitte zu schalten und den Trafo mit Hilfe eines angebauten Elektromotors auf- oder zu zudrehen. Zusätzlich war noch eine Bedienung per Schaltpult direkt vor Ort möglich. Damit konnte ich mein selbst gestecktes Ziel einer automatischen Steuerung zwar noch nicht realisieren, aber immerhin war eine Bedienung aus der Ferne möglich. Inzwischen ist diese Steuerung einer anderen gewichen, aber dazu später mehr.
Als erste Erweiterung erfolgte im Jahr 2008 eine Stichstrecke zu einer Gaststätte in einer höheren Region. Hier verwendete ich für den Unterbau auch erstmals Beton. Eine steile Rampe entstand und nach ersten Test war ich froh, dass das Schweineschnäutzchen den Anstieg auch schafft, denn vom Zwischenbahnhof bis zur Überquerung der Rundstrecke war der Abstand nicht größer. Elektrisch hatte diese Stichstrecke keine Verbindung zur Hauptbahn. Es erfolgte ein reiner Pendelverkehr mit einer einfachen zeitgesteuerten Automatik.
Das PIKO-Gaststättengebäude erhielt natürlich wieder Beleuchtung und der Zwischenbahnhof einen Gleisanschluss zu einer später noch zu bauenden Fabrik. Damit war der Bau meiner Gartenbahnanlage eigentlich abgeschlossen...... Dachte ich!
Denn jetzt kamen die ersten Reparaturen. Wie weiter oben geschrieben, hatte ich die Bahnhofsunterbauten aus Siebdruckplatten hergestellt. Darauf wurden die Gleise geschraubt und die Bahnsteige hatte ich mit Fliesenkleber modelliert. In diesem Fliesenkleber lagen die Kabel für die Lampen im Bahnhof und auch die Gleise wurden von hier mit Strom versorgt. Zwar habe ich beim Bau alles mit Silikon abgedichtet, aber durch den immer feuchten Kleber hatte sich eine chemisch aggressive Umgebung gebildet, die den Kupferdrähten nicht wirklich zuträglich war. Kurz und gut, zuerst war eine Lampe dunkel, dann eine Zweite, dann fuhr der Zug auf einem Gleis nur manchmal, mal wieder etwas langsamer.... Immer mehr Probleme traten zu Tage. Als dann auch noch der Unterbau begann, sich selbstständig zu machen, war es höchste Zeit für Veränderungen. Eine andere Lösung musste her. War bisher im Garten alles noch rekultivierbar für eine Zeit nach der Gartenbahn, stand nun die Frage, was tun? Das Studium diverser Anlagenberichte, Fachbücher und Gespräche mit anderen Garteneisenbahnern brachte für uns nur eine Variante. B E T O N. Und davon reichlich! Gezählt haben wir die Säcke nicht, aber es waren sicher einige Kubikmeter bis zum heutigen Stand der Dinge. Zu Ostern 2011 begann der Umbau mit dem Totalabriss und bis zum September musste zu meinem runden Geburtstag alles fertig sein. Das bedeutete aber auch der Neubau der Steuerung, denn ich wollte ja jetzt endlich auch den automatischen Betrieb der Anlage einführen.
Mein Streckenunterbau sieht nun folgendermaßen aus. Jeweils im Abstand von einem Meter wurden mit einem Erdbohrer 80 Zentimeter tiefe Löcher ausgehoben. Diese Löcher haben wir mit Bewehrungseisen versehen und mit Beton verfüllt. Zwischen diesen Stützen habe ich dann eine etwa 20 Zentimeter tiefe Trasse ausgehoben und eingeschalt, wobei ich etwa 5 Zentimeter über dem Gartenniveau geblieben bin. Wieder wurden Bewehrungseisen eingebaut und mit den aus den Stützen herausragenden Enden verbunden. Das Verlegen der Leitungen für Lampen, Weichen, Schaltkontakte und Gleisstücke wurde mit dem Einbringen von Verlegerohren vorbereitet und dann konnte ich wieder alles mit Beton verfüllen. Gleichzeitig mit dem Voranschreiten des Unterbaus legte ich schon die Gleise. Diesmal entschied ich mich dabei für das Aufkleben mit Silikon. Bisher hat sich dies vollkommen bewährt. Die Gleisstücke wurden erneut wie beim ersten Aufbau mit jeweils einem Anschlussdraht auf jeder Seite versehen und an die Ringleitung angeschlossen. An wichtigen Schnittpunkten der Verkabelung habe ich kleine Eimer in das Erdreich eingebaut, in denen die Leerrohre enden. Teilweise befinden sich die Verteiler auch in den Gebäuden. Lüsterklemmen sind dabei als Verbinder sehr nützliche Bauteile. Im Juni war damit der Grundstein für eine jetzt nicht mehr zurückbaubare Garteneisenbahn gelegt.
Der Neubau der Steuerung bildete den nächsten Bauabschnitt. Da ich aus der betrieblichen Automatisierungstechnik komme, lag es nahe, eine ausrangierte Maschinensteuerung für die Automatisierung der Garteneisenbahn zu „missbrauchen“.
Einige Schnittstellen habe ich noch gebaut und das SPS-Programm geschrieben. Der Vorteil dabei ist, dass ich nun flexibel auf Änderungswünsche reagieren und eigentlich ständig etwas neues ausprobieren kann. Das hat auch nichts mit digital zu tun. Es ist eine reine automatische analoge Steuerung. Der zuerst verwendete Trafo mit dem angebauten Motor zum Drehen des Knopfes ist nunmehr einem elektronischen Spannungsregler gewichen, der von der SPS aus geregelt werden kann. Damit fahren meine Züge langsam an und halten auch gebremst in den Bahnhöfen. Da meine Anlage teilweise von mir unbeobachtet fährt, ist eine integrierte Überwachung des Fahrbetriebes ganz wichtig und unverzichtbar. Unter jedes Triebfahrzeig wurde ein Magnet geklebt, welcher an den entscheidenden Stellen bestimmte Schaltvorgänge auslöst. Kommt nun innerhalb einer bestimmten Zeit kein Schaltimpuls an der SPS an, geht die Steuerung von einer Entgleisung oder Blockierung aus und schaltet die Spannung der gesamten Anlage ab. Damit werden wirkungsvoll Schienendellen durch schleifende Lokräder verhindert. Der automatische Betrieb läuft inzwischen recht zuverlässig und außer Kontaktschwierigkeiten an den Fahrzeugen und einer mal nicht gestellten Weiche gibt es kaum Probleme.
Die nun folgenden drei Jahre stellten alles bisher dagewesene in den Schatten. Die den Garten bisher in zwei Teile trennende Ligusterhecke wurde immer mehr zum Problem bei der Pflege der Gartenbahn. Das Heckeschneiden machte immer mehr Schaden und so fassten wir einen Entschluss: Die Hecke muss weg! Im Jahr 2012 schlug nun das letzte Stündchen der alten Hecke und wir ließen von einer Baufirma eine Mauer aus Schalsteinen errichten. Zuvor wurde die Hecke mit Hilfe unserer „Kinder“ ausgegraben und das Fundament für die Mauer ausgehoben. An der Rückseite der neuen Mauer haben wir anschließend Natursteine angeklebt und einen Kamin errichtet. Die freien Flächen wurden von Schwiegerpapa verputzt und alle fragten uns: Was soll denn das werden? Denn von der Straßenseite gab es schon ein etwas gewöhnungsbedürftiges Bild mit der unverputzten Betonmauer. Wir hatten uns aber was dabei gedacht.....
Eine Bergbahn wollten wir unbedingt haben. Zwar hatte ich noch keinen richtigen Plan, aber die vorhandene Gaststätte sollte zum Zwischenbahnhof werden und ein neuer Endbahnhof irgendwo oben in der linken Ecke musste gebaut werden. Und eine Seilbahn wäre ebenfalls nicht schlecht. Tunnel wollte ich nicht, also wurde eine Kehre mit Brücke um einen Burgberg herum geplant. Die Brücke aus Metall lieferte die Firma Prehm nach meinen Vorstellungen und so begann langsam die Bergstrecke zu wachsen. Ausgehend von den bei der Rekonstruktion der Rundstrecke gesammelten Erfahrungen wählte ich die selbe Bauausführung.
Die Gründung wurde wieder mit dem Erdbohrer gebohrt und mit Beton ausgegossen. Da hier teilweise kein gewachsenen Boden zur Verfügung stand, musste noch tiefer gegründet werden und es sah teilweise aus, wie ein Brückenbauwerk, da die zwischen den Stützen liegenden Trassenstücke freitragend eingeschalt und anschließend mit Beton verfüllt wurden. Mit Hilfe einiger Freunde und Bekannten haben wir viel Erde herangeholt, verbuddelt und verfestigt. Die Erde kam aus mehreren Pößnecker Gärten, aus Zella und Bodelwitz. So entstand ganz langsam unser neues Gebirge vor der Betonmauer und es war zu erkennen, was es mal werden soll. Im Sommer 2013 war es dann geschafft.
Die Trasse war fertig und der erste Zug erreichte den neuen Endbahnhof der Nebenbahn. Parallel zu den Arbeiten an der Trasse haben wir schon begonnen, die Felslandschaft zu modellieren.
Hierzu konnten Feldsteine, die an zahlreichen Stellen in unserer Umgebung zu finden waren, genutzt werden.
Diese Steine haben wir gereinigt und wieder mit Beton an Ort und Stelle gesetzt. Damit wuchs das Gebirge langsam, aber kontinuierlich. Bei der Gestaltung des Grünbewuchses bin ich folgendermaßen vorgegangen: Während der Erschaffung des Gebirges wurden KG-Rohre mit 10 Zentimeter Durchmesser an den geplanten Standorten eingegraben. Die Rohre reichen bis ins gewachsene Erdreich und haben somit zwei Funktionen. Einmal Entwässerung der Anlage und zum zweiten können damit die Wurzeln der Bäume in die Tiefe wachsen ohne den Rahmen zu sprengen. An Bäumen habe ich kleinwüchsige Pflanzen ausgewählt, wie zum Beispiel Buchsbäume, Lärchen, Erlen oder mein Favorit, die Zwerg-Muschel-Zypresse (Nana Gracilis). Bis jetzt wächst alles zu unserer Zufriedenheit. Bei großer Trockenheit müssen wir regelmäßig gießen, aber ansonsten ist das eine recht pflegeleichte Angelegenheit. Im Herbst 2014 konnte dann endlich die Seilbahn aufgebaut werden. Den Antrieb der Original LGB-Seilbahn musste ich natürlich umbauen, denn der eingesetzte Motor schaffte es nicht, die Gondeln so zu bewegen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Inzwischen habe ich auch des Seil durch ein Edelstahlseil ersetzt und die beiden Seilbahnstationen gebaut. Der automatische Betrieb läuft jetzt problemlos und störungsfrei, was sehr wichtig für uns ist.
Im Herbst 2014 wurde unser Projekt "Bergbahn" mit der Gestaltung der Mauer ihrem krönenden Abschluss zugeführt. Die Firma "Fassadenwechsel" in Person von Alexander Döpel konnte gewonnen werden, diese Aufgabe zu übernehmen. Nachdem wir die drei Entwürfe begutachtet hatten und der Familienrat tagte, war recht schnell der Favorit gefunden. Die Schweizer Berge standen bei der Auswahl Pate und so ist dieses Wandbild entstanden.
Jetzt ging es in die Winterpause und das nächste Problem kam auf uns zu. Nachdem im letzten Sommer schon der erste Schienenkontakt seinen Dienst versagte, kam nun einer nach dem anderen hinzu. Wir hatten zu Beginn auf Reedschalter mit nur 10 Zentimeter langen Anschlussdrähten gesetzt, die ich verlängert habe und mit Schrumpfschlauch mit Innenkleber isoliert hatte. Leider hat hier die Feuchtigkeit wieder ihr zerstörerisches Werk vollbracht und zu Korrosion geführt. Da auch ein Reedschalter selbst schon Probleme gemacht hatte, wollte ich etwas Neues ausprobieren. Auch die originalen Schalter von LGB wurden untersucht und als nicht geeignet für den rauen Außeneinsatz empfunden. Bei der Suche bin ich dann auf eine elektronische Variante gestoßen und bin momentan dabei, die alten Reedschalter durch die elektronischen Schalter zu ersetzen. Ich hoffe, dass diese Schalter nun länger halten. Als nächste Aufgabe steht jetzt noch das Einschottern der Gleise bevor.
Inzwischen sind zwei Jahre vergangen und bis nach dem Winter klappte es ganz gut mit den Kontakten. Nach den ersten Fahrten in den letzten Wochen verabschiedete sich ein Kontakt nach dem anderen. Also war wieder Nachdenken angesagt. Jetzt habe ich vor, einfache Schienenkontakte zu verwenden. Dabei wird ein kurzes Schienenstück elektrisch aus dem Gleis herausgetrennt und vom Rest der Anlage isoliert. Dieses etwa ein Zentimeter kurze Stück übernimmt die Schaltfunktion in der Steuerung. Es gibt damit keine mechanischen oder elektronischen Bestandteile mehr und somit besteht die Hoffnung, endlich eine Dauerlösung gefunden zu haben. Diese Schaltvariante habe ich schon vor einigen Jahren auf einer unserer Clubanlagen mit Erfolg angewendet.
Juli 2017. Am letzten Wochenende habe ich am Fabrikgelände weitergebaut. Ein wenig Rasen wurde verlegt und eine Betonfläche habe ich mit Faller Sandsteinmatten verkleidet. Ich finde, es ist ganz gut geworden. Siehe Fotos
Jetzt fehlt nur noch der Maschendrahtzaun und einige Holzstapel, dann ist auch dieses Anlagenteil fertiggestellt. Das Abstellgleis im Hintergrund muss natürlich auch noch ordentlich verlegt werden.
September 2018: Es ist eine neue Straße entstanden, die mit einem unbeschränkten Bahnübergang über die Gleise führt. Natürlich mit einem Blinklicht gesichert. Und ein weiteres Gebäude, der Dorfladen, wurde errichtet. Gebaut von meinem Schatz.
August 2020: Bautechnisch und auch funktionell ist soweit alles im grünen Bereich. Die Gleiskontakte funktionieren problemlos. Das zweite Gleis im Endbahnhof der Nebenbahn habe ich in die Programmierung einbezogen. Es ist nun möglich, einen zweiten Triebwagen (sofern ich einen habe) einzusetzen, der abwechselnd auf der Bergstrecke verkehren kann. Mit Hilfe eines Schalters kann der Betrieb mit einem oder zwei Triebwagen ausgewählt werden.